Grenzenlos-Projekte am 17.10.2019

Cashew & Kakao - Genuß für Alle? / "Wie nachhaltig ist mein Handy?"

Die 11. Klasse der PDK nahm sich einen ganzen Tag Zeit, um unterstützt von Referenten des World University Service „WUS“ das Thema „Nachhaltigkeit“ zu vertiefen. 

 

Rose Nkeng aus Kamerun hatte gleich zwei Themen im Gepäck: nachhaltiges afrikanisches Kochen und die Frage: „Wie nachhaltig ist mein Handy?“.

 

Da es sich ergab, dass wir am gleichen Tag in einem großen Festakt zur „Grenzenlos-Schule“ des World University Services zertifiziert wurden (siehe entsprechender Artikel auf der Schulhomepage), hatten wir das ehrgeizige Ziel, die Festgäste auch an unserem afrikanischen Essen teilhaben zu lassen. Das bedeutete, dass die Kolleginnen Frau Allam-Spindler, Frau Deking, Frau Konrad mit Unterstützung ihrer Tochter und Frau Schmid sich schon weit vor Schulbeginn einfanden, um mit Rose Nkeng die Gerichte „Haricots sautés“, „Bananes platains“ und „Purée d’avocats“ vorzubereiten. Auch etliche Schüler*innen waren hochmotiviert schon sehr früh anwesend und schnippelten was das Zeug hielt. Dankenswerterweise wurde das Essen vom Referat für Bildung und Sport als Kulturprojekt finanziell unterstützt! 

 

Zum regulären Unterrichtsbeginn hatten die beiden Referenten Rose Nkeng und Navigué Soro dann die Gelegenheit, uns mit ihrem abwechslungsreich vorbereiteten Unterricht zu begeistern. Die Elektrotechnikerin Rose, die gerade ihren Bachelor in Elektro- und Informationstechnik an der Hochschule in Rosenheim erfolgreich abgeschlossen hat, berichtete zunächst von ihrer Schulzeit in Kamerun, ihren persönlichen Interessen – wer hätte es erwartet: Kochen und Backen – und ihrem Weg so perfekt Deutsch zu lernen, wie sie es heute neben sechs weiteren Sprachen beherrscht. 

 

Als nächstes stellte sie sich als Grenzenlos-Aktive für den World University Service vor. Sie erklärte in diesem Zusammenhang auch noch kurz die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen für die Agenda 2030, deren Verbreitung und Umsetzung sich der World University Service auf die Fahnen geschrieben hat.

 

Dann ging es zum eigentlichen Thema: der Nachhaltigkeit von Handys. Hier konnte Rose ihre Technik-Expertise mit den Sustainable Development Goals (SDGs) GOOD HEALTH AND WELL-BEING, DECENT WORK AND ECONOMIC GROWTH, REDUCED INEQUALITIES und RESPONSIBLE CONSUMPTION AND PRODUCTION in Verbindung bringen.

 

Nach der interaktiven Erarbeitung des Herstellungswegs und der Inhaltsstoffe eines Handys zeigte sie einen kurzen Film über Kinderarbeiter im Kongo, die Kobalt schürfen. Wir waren ziemlich betroffen und meinten, dass man sich hier weit weg in Deutschland der Illusion hingebe, dass man damit nichts zu tun habe und nicht wahrnehme, dass unsere relativ günstigen Handys auf Kosten von Kindern produziert würden, die ohne Kindheit und Bildung aufwachsen.

 

Daraufhin überlegten wir uns verschiedene Vorschläge zur Lösung dieser Misere. Zum Beispiel, Kartelle für höhere Handypreise, weniger Handynutzung und Spenden für diese Kinderarbeiter, damit sie dem Teufelskreis entkommen können.

 

Ein weiterer Filmtrailer, zum Dokumentarfilm „Welcome to Sodom“ DEIN SMARTPHONE IST SCHON HIER über den Weg unseres Elektroschrotts zu Europas größter Müllhalde in Afrika, sensibilisierte uns weiter für die globalen Auswirkungen unseres Handykonsums. Die Verlierer der digitalen Revolution, die im Elektroschrott nach Wertstoffen suchen, machten uns kurz sprachlos. Schließlich bemerkte ein Schüler, dass man einfach nicht daran denke, wenn man sein Handy weggebe, dass es an so einem Platz lande, wo Menschen verzweifelt versuchen, dem Müll eine Existenz abzuringen. 

 

In einem Planspiel versuchten wir dann Lösungsmöglichkeiten zu finden. Es gibt ja doch Möglichkeiten: faire Handys kaufen, Handy länger nutzen, indem man den Akku tauscht oder sie reparieren, wenn es noch möglich ist. 

 

Eine weitere Möglichkeit, nachhaltig mit Handys umzugehen, ergriffen wir gleich beim Schopf: Wir wollen eine Handysammelaktion starten, die Kindern und Familien im Kongo zugutekommen soll.

 

Nach der Lehrortkooperation, die von einem echten Feueralarm unterbrochen wurde und den Referenten viel Flexibilität abverlangte, ging es dann wieder zur Vorbereitung unseres afrikanischen Essens.

 

Last second, schafften wir es mit vereinten Kräften, eine Kostprobe des Essens für die Festgäste der folgenden Veranstaltung bereit zu stellen und gerade noch rechtzeitig zum Festakt zu escheinen.

 

Nachhaltig und international gestärkt ging es nach dem Mittagessen dann in die nächste Lehrortkooperation mit Navigué Soro.

 

Navigué stellte sich zunächst mit eigenen Kinderbildern vor. Er erzählte uns von seiner Schul- und Studienzeit in der Elfenbeinküste – aber erst nachdem wir feststellen mussten, dass es sehr schwierig war, ihn in seiner Grundschul- und Abiturklasse zu „orten“. 

 

Mit einem Zahlenquiz testete er dann unser Vorwissen im Bereich Kakao- und Cashewproduktion, um uns danach einen kurzen Abriss über die Kakaoproduktion zu geben. Durch einen Kurzfilm wurde uns klar, dass es heute noch Kinderarbeit und sogar Kindersklaven gibt. Diese erschreckende Erkenntnis, wurde nur ein wenig gemildert, als in dem Filmbeitrag auch ein deutscher Schokoladenproduzent zu Wort kam, der nachhaltige Projekte in der Elfenbeinküste begleitet hat. Navigué zeigte uns dann Fotos, die uns erkennen ließen, dass er Teil dieser deutschen Delegation war und Eindrücke aus erster Hand gewinnen konnte.

 

Der Cashewanbau wurde dann ebenfalls durch einen Film visualisiert. Es ging um ein positives Beispiel von Kooperativen, die einen größeren Teil der Wertschöpfungskette im Land belassen.

 

Danach vollzogen wir in zwei Gruppen den Produktionsprozess der beiden Produkte nach und erklärten ihn uns noch einmal kurz gegenseitig.

 

Schließlich wurde das Thema Fair Trade und weitere Nachhaltigkeitssiegel eingeführt, als Lösungsmöglichkeit, um die Hersteller von Cashewnüssen und Kakao global „fair“ zu behandeln. 

 

Alles hat seine zwei Seiten, wurde uns dann wieder bewusst, als wir nach einer Diskussion die Vor- und Nachteile von „Fair Trade“ festhielten. Doch wir nehmen mit, dass wir viel Gutes tun und für mehr globale Gerechtigkeit sorgen können, wenn wir uns als Konsumenten für „faire“ Lösungen entscheiden.